Winterpause

Es gab Zeiten, und die sind noch gar nicht lange her, das gab es zwei Phasen im Jahr, die ich wirklich schwer ausgehalten habe: die Sommer- und die Winterpause der Bundesliga. Wie nur überbrücke ich die fußballfreie Zeit am Sinnvollsten? Freilich ist mir immer was eingefallen und zu Beginn der jeweiligen Pause war ich auch meist froh, mal keinen Terminstress zu haben. Aber das dauerte meist nur ein paar Tage (wenn überhaupt), und dann merkte ich schon, wie mir der Fußball, wie mir der Club fehlte.

Welche Spieler werden verkauft, welche neu verpflichtet, was tut sich generell auf dem Markt, wann beginnt der Club wieder mit dem Training, wann finden die ersten Testspiele statt? Das waren die brennendsten Fragen und sobald ein Terminplan feststand, wurde der Kalender gezückt und alle Termine fein säuberlich eingetragen und reserviert. Ich konnte es kaum abwarten, wenn die neue Runde wieder begann.

Diesmal ist irgendwie alles anders.

Ich bin wirklich froh und erleichtert, dass Winterpause ist. Ein ungewohnter Zustand, ich erkenne mich selbst nicht so wirklich wieder. Aber es ist so.

Im Gegensatz zu vielen anderen Fans bin ich nicht sauer, nicht „angepisst“ oder sage mit fränkischer Schadenfreude: „Des is hald der Glubb.“ Nein, mir tut es einfach in der Seele weh, wie unser Glubb in den letzten Wochen, man muss schon sagen Monaten, aufgetreten ist. Es tut mir für die Mannschaft leid, weil kein Team der Welt absichtlich schlecht spielt oder gerne verliert, es tut mir für unseren Traditionsverein leid, es tut mir für alle leidenschaftlichen Anhänger leid.

Wer da nun welche Fehler gemacht hat, wer „Schuld“ an dem sportlichen Desaster ist – ich vermag es nicht zu sagen. Es wird ja genug spekuliert und es werden genug Meinungen kund getan. Gefragt oder ungefragt.

Welch unglaublicher Druck auf der Mannschaft und auch auf dem neuen Trainer Jens Keller und der gesamten Vereinsführung lag und liegt, war gut nach dem letzten Heimspiel gegen Dynamo Dresden zu erkennen. Man musste nach den beiden Toren und nach dem Spiel nur in die Gesichter der Jungs schauen.

Auch bei mir war die Erleichterung riesig. Kaum auszudenken, wenn wir dieses Match auch noch verloren hätten. Mein Nachbar Norbert war sich von Anfang an sicher, er hatte sogar ein 4:1 getippt. Da ich nie gegen den Glubb tippe, lautete meine Prognose 2:0. Die vier Punkte, die ich dafür einheimste, hätte ich sehr gerne alle dem FCN abgegeben…

Trotz der Freude über den Sieg war die Euphorie aber doch sehr gedämpft. Den Schwarzen Peter als Emotionsbremse alleine dem Club zuzuschieben, wäre aber komplett falsch. Denn wir alle haben mit unserem Herzensverein auch schon genug schlechte Zeiten er- und durchlebt. Und werden trotzdem nie etwas anderes als Glubberer sein. Die A-Karte gebürt in jedem Fall zu einem Großteil dem DFB bzw. der DFL. Nach keinem Tor jubele ich noch, denn es schwingt immer das Damoklesschwert des Videoschiedsrichters über der Situation. Selbst wenn alle Mannen wieder am Mittelkreis zum Anstoß stehen, starre ich nur auf die Hand des Schiris: Geht sie noch zum Ohr? So etwas wie Freude kommt nur auf, wenn dann der Anstoß tatsächlich erfolgt ist. Das ist nicht mehr der Sport, den ich kenne. Der voller (ungezügelter) Emotionen ist, zu dem eben auch mal Fehlentscheidungen gehören, über die man heiß diskutiert. Wie soll das alles noch weiter gehen?

Mich stimmt das alles sehr nachdenklich und traurig.

Und trotzdem war, bin und bleibe ich Clubfan. Was sonst?

Und wenn in unserem Stammlokal die Melodie von Robert Burns „Auld lng sSne“ gespielt wird, singen mein Freund und ich ganz ohne nachzudenken selbstverständlich mit: „Wenn du mich fragst wer Meister wird, dann sage ich zu dir…“

In diesem Sinne: Ein gutes und gesundes neues Jahr 2020 – mit vielen schönen Club-Momenten.

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