28. Spieltag – Club gegen Dresden

Sehr geehrter Herr Köllner,

erinnern Sie sich an mich?

Wir sind uns am vergangenen Samstagmorgen um 8 Uhr beim Laufen an der Elbe begegnet. Im ersten Augenblick, war ich unsicher, ob ich sie ansprechen sollte – schließlich bin ich kein Groupie. Aber dann habe ich Ihnen doch zugerufen: „Heute ein Sieg!“ Sie haben kurz gezögert – in meinen Laufklamotten war ich nicht als Clubfan erkennbar – aber dann haben Sie gegrinst und mir ein „Daumen hoch“ gegeben.

Wären wir uns erst nach dem Spiel gegen Dynamo Dresden begegnet, hätte ich mich allerdings getraut, Ihnen doch ein paar Fragen zu stellen. Denn im Gegensatz zu Ihnen war ich nicht zufrieden mit dem einen Punkt aus dieser Partie.

Wissen Sie, wir Fans nehmen wirklich gerne auch alle Unannehmlichkeiten um ein Spiel herum in Kauf – zum Beispiel, dass es in Dresden problematisch ist, seine Fanutensilien offen zu tragen, dass die Polizei auf Schritt und Tritt dein Begleiter ist und dass man vor und nach dem Spiel wie in einem Löwenkäfig gefangen gehalten wird. Egal. Wir machen das. Und wir machen´s für unsern Glubb.

Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass auch Sie und die Mannschaft immer versuchen, alles für den Verein zu geben. Dass Sie alle gerne aufsteigen möchten und uns Fans tolle Spiele bieten wollen. Manchmal klappt das eben nicht. Das ist menschlich und völlig ok.

Sie ahnen es: Jetzt kommt freilich ein großes ABER. Denn seit Samstag brennen mir da ein paar Fragen unter den Nägeln. Als allererstes: Was, bitteschön, macht Edgar Salli im Training anders als auf dem Platz im Stadion??? Er muss brillant trainieren, da Sie ihn immer wieder beharrlich aufstellen. Schon mehrfach habe ich betont, dass ich den Mann aus Kamerun sympathisch finde, goldig sogar, richtig drollig. Allerdings sind das keine Attribute, die ich für einen gestandenen Spieler meines Clubs verwenden möchte. Die ganze Zeit habe ich mich geweigert, in die Schimpftiraden um mich herum auf ihn einzustimmen (die zum Teil genauso unterirdisch sind, wie die Leistungen des Afrikaners), habe versucht positive Ansätze in seiner Spielweise zu sehen. Aber am Samstag war es so weit: Meine Geduld war zu Ende. Warum um alles in der Welt wechseln Sie ihn erst in der 70. Minute aus? (Und ganz nebenbei: Nicht mal das klappt bei Salli reibungslos – wir dachten schon, der Ball geht nie ins Aus, um die Auswechslung durchführen zu können!) Da ich kein gefühlsloser Unmensch bin, interessiert mich zudem: Kriegt Salli die Pfiffe mit? Und was über ihn in den sozialen Medien und in diversen Foren geschrieben wird? Wie geht´s ihm damit?

Neugierig wäre ich auch auf die Antworten zu folgenden Fragen:

  • Brauchen wir zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich eine Torwart-Diskussion?
  • Wer um Himmels Willen soll und kann unseren Fels in der Abwehr-Brandung Ewerton im nächsten Spiel ersetzen?
  • Noch wichtiger: Wer schießt unsere Tore?
  • Was ist eigentlich mit Nur-noch-ein-Schatten-seiner-selbst-Patrick-Erras los?
  • Hat Kevin Möhwald keinen Bock mehr auf Fußball?
  • Warum hat man eigentlich einen Der-hilft-uns-sofort-Ulisses-Garcia von Bremen ausgeliehen?

Wie gesagt, sind Sie froh, dass wir uns vor dem Spiel gesehen haben. Und bitte: „Wir versuchen, gegen Heidenheim die Punkte in Nürnberg zu behalten“ ist mir zu wenig! Wir behalten die Punkte in Nürnberg!! Lassen wir uns doch den direkten Aufstieg nicht mehr nehmen, so leicht wie in dieser Saison wird es die nächsten Jahre nicht mehr werden, zumal die Konkurrenz auch immer wieder patzt.

Wissen Sie, ich möchte einfach mal wieder ein ganz normales Vater-Tochter-Telefonat führen können, ohne dass mein werter alter Herr mir immer erzählen kann, dass der Glubb a Debb sei. Mein Traum: Dass er mal zu mir sagt: „Hat er doll gemacht, unser Glubb.“

Vor allem würde ich gerne am 14. Mai – nach einer durchzechten Nacht mit unseren Freunden und Mitaufsteigern aus Düsseldorf – erhobenen Hauptes und in meinem Club-Trikot morgens in meiner Arbeitsstelle im Fürther Rathaus einlaufen.

Ich unterstelle Ihnen jetzt einfach mal, dass Sie und die Mannschaft alles tun werden, um mir diese Wünsche zu erfüllen. Und dann, lieber Herr Köllner, stelle ich auch keine (dummen) Fragen mehr. Versprochen!

 

 

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