22. Spieltag – Die Null steht: vorne und hinten

Spieltag 22 gegen Borussia Dortmund in einem Satz: Der 1. FC Nürnberg als Tabellenletzter trotzt dem Ligaersten in seinem ersten Spiel unter Trainerduo Schommers/Mintal einen Punkt ab. Die Defensive – allen voran Christian Mathenia – hält die Null. Die Offensive allerdings auch. Ein Punkt, der am Ende hilfreich sein kann – ganz objektiv betrachtet in unserer Situation aber trotzdem zu wenig ist.

Unser Ausflug nach Dortmund in der Hinrunde steckte mir schon noch in den Knochen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nun eine Revanche bekommen sollten, war doch relativ gering. „Das wird nicht mehr passieren, dass wir sieben Stück fangen“, versicherte mir Marco vor dem Spiel. „Dann stellen sie sich eben mit elf Mann hinten rein.“ Nun, wie sowas geht, hat uns die Mannschaft eindrucksvoll in der zweiten Halbzeit gezeigt.

Die ersten 45 (+x) Minuten des von den Ultras zum „Black Monday“ ausgerufenen Spiels standen zunächst ganz im Zeichen des Protests gegen den DFB und ich muss sagen: Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß im Stadion.

Flutlichtspiele haben einfach immer was Besonderes. Damit konterkariere ich zwar die Kritik dieses Abends, jedoch rede ich mich natürlich auch leicht: Glücklicherweise habe ich nämlich keine weite Anreise zum Stadion. Allerdings sind sie mir an Freitagen oder Samstagen auch deutlich lieber als einem Montag, wenn ich am nächsten Tag einen anstrengenden Arbeitstag vor mir habe. Zudem war unser Achteck tatsächlich ausverkauft – an diesem Anblick der vollen Ränge kann ich mich gar nicht satt sehen! Zu guter Letzt war die Atmosphäre geradezu gelöst und obwohl es keinen organisierten Support gab, war die Stimmung prächtig. Jeder Ballbesitz des Clubs wurde frenetisch gefeiert und bejubelt. Echte spielbezogene Unterstützung quasi, ganz old school.  

„Black Monday“ im Max Morlock Stadion.


Wer jetzt im Übrigen wieder auf die Ultras losgeht (nein, ich gehöre ihnen nicht an und ich finde auch nicht alles gut, was sie machen!): Die Dortmunder Fanszene hat dieses Montagabendspiel komplett boykottiert, und das, obwohl dem BVB die Spielansetzung gut zupass kam.

Kreativen Protest finde ich gut und nötig. Alles was mit Gewalt oder anderen kriminellen Straftaten zu tun hat, lehne ich komplett ab und verurteile es.

Um es nochmal deutlich zu machen: Der DFB hat eine Absichtserklärung abgegeben, die Montagsspiele ab 2021 abzuschaffen. Eine Absichtserklärung. Für die Ligen 1 und 2. Die aktive Fanszene Deutschland fordert in einem bundesweiten Positionspapier, dem sich auch die Nürnberger Ultras anschließen, unter anderem, diese Ansetzungen in ALLEN Ligen abzuschaffen, freitags nicht vor 19.30 Uhr anzupfeifen, am Wochenende nicht vor 14 Uhr und die Einhaltung der 300-Kilometer-Klausel für Randspieltage.

Aber zurück zum Spiel unseres Glorreichen. Die Mannen im rot-schwarzen Dress spielten zwar nicht glorreich, aber sie haben genau das gezeigt, was wir Fans von ihnen sehen wollen: Sie haben gebissen und gekämpft, haben sich konzentriert und keine größeren Fehler gemacht. Ob der zuletzt schwächelnde BVB deshalb nun zu diesem Zeitpunkt ein „willkommener“ Gegner war, sei dahingestellt. Oder anders ausgedrückt: das ist der berühmte Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Denn vermutlich sind allein die Beine jedes Dortmund-Spielers so viel Wert wie unser gesamter Kader.

Freilich haben wir den Punktgewinn beim Tabellenersten deshalb enthusiastisch bejubelt. Wer von unten kommt, erfreut sich auch an den kleinen Dingen. Und wie gesagt: Wir Fans wollen die Mannschaft kämpfen sehen – dann „verzeihen“ wir ihnen nicht alles, aber sehr vieles.

Vielleicht bringt dieses Remis die Wende, vielleicht rollen wir nun das Feld von hinten auf. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Sicher hingegen ist: Dazu müssen wir Fans GEMEINSAM hinter der Mannschaft und auch hinter dem Verein stehen. Was ich zuletzt an persönlichen Beleidigungen gegen Andreas Bornemann und Michael Köllner gelesen habe, hat mir schier die Sprache verschlagen. Konstruktive Kritik: ja. Emotionen: ja. Übelste Beschimpfungen und Beleidigungen: NEIN!

Mit dem Punktgewinn gegen Dortmund im Rücken und in den Köpfen fahren wir kommendes Wochenende nach Düsseldorf. Für 90 Minuten, meine lieben Fortuna-Fans, müssen wir da leider unsere Freundschaft ausblenden. Wir brauchen die Punkte bei euch dringend! Damit wir beide in Liga 1 bleiben.   ��

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